Arbeiten im „Neuen Normal“ gesund gestalten

Spätestens mit der geplanten Aufhebung der Homeoffice-Pflicht starten in vielen Unternehmen und Teams „Zurück ins Büro“-Kampagnen. Bevor allerdings versucht wird, wieder alles auf „normal“ zurückzudrehen:

  • Was ist die Motivation?
  • Was soll besser werden, wenn wieder möglichst viele Menschen vor Ort arbeiten?
  • Welcher Preis geht mit einer Verpflichtung zur Arbeit vor Ort einher?
  • …und was ist überhaupt normal?


Viele Fragen, für die es keine vorgefertigten Antworten geben kann. Wer tiefer in die aktuellen Erkenntnisse zu Produktivität im Homeoffice eintauchen möchte, wird beispielsweise beim Fraunhofer Institut fündig. Spannende Einblicke bietet auch die Hybrid Work Studie des Shift Collective. Die formulierten 10 Thesen lassen sich gut als Ausgangspunkt für intensive Dialoge über die Gestaltung des „Neuen Normal“ heranziehen.

Vertrauen und Kommunikation

Wenn mobiles Arbeiten und Arbeiten vor Ort integriert werden, braucht es auf der sozialen Dimension vor allem Vertrauen und Kommunikation. Sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende berichten, dass sie vor Ort „mehr nebenbei mitbekommen“ und „einfacher ins Gespräch kommen“. Neben dem Abgleich der To-Dos und dem fachlichen Austausch lohnt es sich, in die Qualität der Kommunikation zu investieren.

  • Wie stellen Sie sicher, dass auch beim hybriden Arbeiten eine wertschätzende Kommunikation und Ansprechbarkeit gegeben ist?

Aufmerksamkeit, Interesse und Zuhören sind wichtiger denn je. Im besten Fall ist auch Raum für Dinge, die einen gerade beschäftigen.

Aus gemeinsamer Reflexion im Team, was von dem bislang Erprobten zukünftig beibehalten werden soll und wofür gemeinsame Anwesenheit besser geeignet erscheint, lassen sich Spielregeln für die Zusammenarbeit ableiten.

Wofür braucht es gemeinsame Zeit? Alleine wegen des Kuchens kommt keiner ins Büro.

Wichtig ist auch die Frage, in welchem Umfang es Face-to-Face-Begegnungen braucht, um das Beziehungskonto wieder aufzuladen. Allein die Sehnsucht, alle mal wieder in echt zu sehen, verbunden mit einer Einladung zum Kuchen reicht vermutlich nicht aus, den Fliehkräften entgegen zu wirken.

Vielmehr geht es auch darum, die Zeit aller Beteiligten wertzuschätzen und gute Gründe für das gemeinsame Arbeiten vor Ort zu finden. In Teamworkshops erlebe ich dazu derzeit hochspannende Diskussionen. Wenn eine gute Struktur gefunden wird, fällt im Anschluss auch die digitale Kommunikation wieder leichter.

Voraussetzungen für gesundes Arbeiten

Apropos Struktur. Die hohe Produktivität im Homeoffice ist auch darauf zurückzuführen, dass viele Mitarbeiter:innen besonders engagiert und erreichbar sind. Zum Einen, um nicht den Eindruck zu erwecken, weniger zu arbeiten, zum Anderen um die neue Autonomie nicht aufs Spiel zu setzen.

Wenn zusätzlich die gegenseitigen Erwartungen nicht geklärt sind, was Antwortzeiten und Erreichbarkeit angeht, kann dies zusätzlich mit einem erhöhten Stresserleben einhergehen. Zumal es für viele ohnehin nicht einfach ist, abzuschalten oder regelmäßig Pause zu machen.

Um sowohl die Produktivität als auch die Gesundheit langfristig zu erhalten, gilt es, die individuellen Kompetenzen des Selbstmanagements zu stärken. Gleichzeitig sind auf struktureller Ebene Voraussetzungen für gesundes Arbeiten zu schaffen. Dabei rücken die Spielregeln der Kommunikation und Zusammenarbeit in den Mittelpunkt. Das Thema der Informationen spielt auch im hybriden Arbeiten eine entscheidende Rolle. Insofern lohnt eine Reflexion der Strukturen:

  • Welche Informationen können weiter per Mail oder im Chatkanal geteilt werden?
  • Wann ist Anwesenheit im Meeting sinnvoll? Welche Vorteile ergeben sich daraus?

Das „Neue Normal“ gemeinsam gestalten

Derzeit arbeite ich viel auf Teamebene und begleite dort Prozesse des gemeinsamen Lernens. Meine Beobachtung ist, dass viele Unternehmen die Zeit der Veränderung gerade nutzen, um ihre Zusammenarbeit aktiv zu gestalten.

Die große Chance liegt darin, eine passende Form der Zusammenarbeit jenseits von verordneten virtuellen Kaffeepausen und Meetingwahnsinn zu finden. Ein wichtiger Nebeneffekt ist sicher auch, einen Raum für Begegnungen und Austausch zu schaffen.

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