In einer Organisation des öffentlichen Sektors wurde die GB Psych mit einer umfassenden schriftlichen Befragung durchgeführt. Die Analyseergebnisse wurden allerdings nicht weiter verfolgt. Vielmehr wird der gesamte Prozess eher kritisch bewertet, da es vor allem darum ging, die gesetzliche Pflicht zu erfüllen.
Immerhin wurde durch die Gefährdungsbeurteilung eine Sensibilisierung für das Zusammenspiel zwischen mentaler Gesundheit und Arbeitsbedingungen erreicht. Insbesondere die enorme Arbeitsverdichtung und Veränderungen in der Zusammenarbeit durch hybride Arbeitsformen machten deutlich, dass ein „weiter so“ nicht mehr passt. Sowohl von Mitarbeitenden als auch aus dem Führungsteam heraus wurden Veränderungsbedarfe formuliert.
Zunächst trat das Führungsteam mit dem Wunsch nach einem Führungsworkshop an mich heran. In der Auftragsklärung wurde klar, dass der Kontext viel stärker zu berücksichtigen ist. Es sollten Voraussetzungen für gesundes Arbeiten geschaffen werden. Das Führungsteam formulierte für sich den Anspruch, in der eigenen Organisationseinheit und darüber hinaus als positives Beispiel wahrgenommen zu werden. Das Zielbild wurde weiter differenziert und Kriterien der Zielerreichung definiert.
Zur Annäherung an das formulierte Ziel wurde ein schrittweises Vorgehen gewählt. Es ging darum, gemeinsam zu lernen und Neues ausprobieren. Der klar abgesteckte Entscheidungsrahmen zusammen mit dem Zielbild setzte den Rahmen für die lösungsorientierte Arbeit in der Projektgruppe. Die Teilnehmenden der Projektgruppe wurden aus den Teams heraus benannt und repräsentierten sämtliche Organisationseinheiten.
Zentrale Schritte im Prozess:
- Auftragsklärung mit dem Führungsteam und gemeinsames Entwickeln des Zielbildes
- Auftakt der Projektgruppe mit dem Führungsteam:
Auftrag und Zielbild beschreiben, Erwartungen klären und Entscheidungsrahmen abstecken. - Moderierte Arbeitstreffen mit der Projektgruppe (ohne Beteiligung der Führungskräfte):
Analyse, priorisieren und bearbeiten der Themen. - Erste Abstimmung der Ergebnisse mit dem Führungsteam
- Gemeinsame Sitzung:
Vertiefter Dialog und Klärung von Verständnisfragen, konkretisieren der Maßnahmen und vereinbaren der nächsten Schritte. - Kommunikation der Ergebnisse an alle Mitarbeitende durch das Führungsteam
- Evaluation der Wirksamkeit nach 6 und 12 Monaten
Parallel zur Arbeit mit dem Projektteam begleitete ich das Führungsteam bei der Reflexion und Weiterentwicklung ihres Führungsverständnisses. In diesem Prozess wurden auch Aspekte der gesunden Führung thematisiert.
Das Ergebnis:
Das Vertrauen und die Offenheit des Führungsteams, der Projektgruppe einen geschützten Raum für die Festlegung und Bearbeitung der Themen zu geben, wirkte bereits als Intervention. Dieser Vertrauensvorschuss hat sich gelohnt.
In der Arbeitsgruppe wurden intensive Dialoge geführt. Um machbare Lösungsansätze wurde in einem konstruktiven Sinne gerungen. In der gemeinsamen Sitzung mit dem Führungsteam wurden die Ergebnisse intensiv diskutiert. Die Bereitschaft, sich unterschiedliche Positionen anzuhören, sich dabei wirklich zuzuhören, trugen zu einem tieferen Verstehen bei. Und letztlich wurde deutlich, dass alle Beteiligten auf das gleiche Ziel hin arbeiten.
Mit diesem Rückenwind konnten die Themen schrittweise bearbeitet werden. In Abstimmung mit den beteiligten Schnittstellen wurden Prozesse angepasst, so dass Ressourcen in den Projekten jetzt deutlich ergebnisorientierter eingesetzt werden. Die Arbeitsbelastung wurde damit deutlich reduziert. Darüber hinaus wurde die Ressource der sozialen Unterstützung weiter gestärkt. Bei Problemen stellen sich die Führungskräfte klar vor Ihre Mitarbeitende.